FF Kremsmünster: Neues Rüstlöschfahrzeug der FF-Kremsmünster

"Technische Geräte können nicht altern", diese saloppe Ansicht teilen die meisten unter uns. Detaillierte Betrachtungen zeigen aber, dass diese Allerwelt-Aussage in keinerlei Hinsicht korrekt ist. Nehmen wir einmal das Feuerwehrwesen genauer unter die Lupe, hier sollte diese Aussage noch mehr Anklang finden, da in diesem Bereich die Geräte nur selten in Verwendung kommen. Ich muss Ihnen jetzt leider gestehen, das stimmt in keinster Weise! Eben genau in diesem Bereich werden die Geräte bei vielen Einsätzen stark beansprucht. Und natürlich muss mit den Geräten geübt werden. Modernisierung durch Digitalisierung und Technologie-Weiterentwicklung verlangen auch im Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr neue Geräte.

Durch die neue Gefahren-, Abwehr- und Entwicklungsplanung im Feuerwehrwesen und die somit verbundene Überarbeitung der taktischen Feuerwehrfahrzeuge schaffte die Feuerwehr Kremsmünster im Sommer 2017 als Ersatz zum bestehenden Tanklöschfahrzeug Steyr 13S23, Bj. 1992 ein neues Rüstlöschfahrzeug an.

Mit dem Fahrzeug „der ersten Welle“ können in Zukunft 70% der Einsatz-Szenarien rasch abgewickelt werden. Gerade in der Tagesbereitschaft kommt es hier zu einer starken Erleichterung für die Kameraden.

Die Arbeitsgruppe, bestehend aus 8 Kameraden, stand vor einer schwierigen Aufgabe.

Durch das enorme Gefahrenpotential im und rund um den Firmenbereich in Kremsmünster konnte kein Fahrzeug der Bundesbeschaffungs-Agentur angeschafft werden, da diese über keinen Wasserwerfer verfügt und eine zu schwache Pumpe im Heck eingebaut hat. Somit musste das Fahrzeug eigenständig ausgeschrieben werden, was einen erheblichen Zeitaufwand darstellte.

Durch die Vielseitigkeit dieses Fahrzeuges und der Zusammenfassung mehrerer Geräte in einem Fahrzeug musste bzw. muss der gesamte Fuhrpark auf die neuen Anforderungen umgebaut werden. Neben der Sanierung des alten LFB-A2, welches im Jahr 2021 auf ein Löschfahrzeug ausgetauscht werden soll, wird dieses Fahrzeug auch gleich zurückgerüstet. Das Kleinrüstfahrzeug wird vielseitigere Aufgaben bekommen, da gerade dieses Fahrzeug mit dem 5,5to Führerschein lenkbar ist und somit eventuelle Probleme in der Zukunft mit C-Führerschein-Lenkern abgefedert werden können.

Grundgedanke:

Mit dem Rüstlöschfahrzeug können verschiedenste Einsatz-Szenarien abgearbeitet werden. Neben der Brandbekämpfung können technische Einsätze vom Verkehrsunfall bis zur Ölspur abgewickelt werden. Ebenso wurde auch eine Grundausrüstung für Gefahrenstoff-Einsätze eingebaut.

Durch die genaue Definierung der Ausrüstungsgegenstände wurde mit Technikern der Fa. Rosenbauer ein 18 Tonnen Fahrgestell mit maximal 15 Tonnen Gesamtgewicht und einem Radstand von 3950 mm gewählt. Das Fahrzeug wurde von der Fa. MAN als Allradfahrzeug und in „Feuerwehrausführung“ mit 280 PS geliefert. Als Getriebe kommt ein automatisiertes 12-Gang Schaltgetriebe zur Verwendung. Mit 2000 Litern Wasser ist eine schnelle Brandbekämpfung ermöglicht. Neben einer Straßenwaschanlage ist ein 100 Liter Schaummitteltank mit einer FIXMIX Schaumzumischung eingebaut. Am Dach findet man eine dreiteilige Schiebeleiter sowie eine Steckleiter, die mit einer LKW-Plattform der Fa. Just kombinierbar ist. An den Geräteräumen 3 und 4 wurde im Achsbereich eine Auftrittsmöglichkeit installiert. Neben der LED-Umfeldbeleuchtung wurde auch der eingebaute Lichtmast mit LED-Beleuchtung ausgestattet.
Die Stromversorgung wird zum einen mit dem Notstromerzeuger mit 14 KVA und dem eingebauten EPS10-System (näheres im Bericht) gewährleistet.

Für Unfälle mit eingeklemmter Person ist unter anderem ein hydraulisches Rettungsgerät „SP53“ der Fa. Weber eingebaut.

Rundgang ums Fahrzeug:

Front:

An der Fahrzeugfront findet man eine Einbauseilwinde (Zugkraft 50 kN / 5 Tonnen) der Marke Rotzler „Treibmatik“ (1 Stufig). Darunter wurde eine Straßenwaschanlage mit verstellbaren Düsen sowie ein HD-Anschluss installiert. Hier kann ein HD-Faltschlauch für einen Löschangriff angeschlossen werden.

Kabine:

Zwischen Fahrer und Beifahrer Ablagefächer für Ordner wie z.B. Wasserkarten, Straßenverzeichnisse, Brandschutzpläne, Schlüsseltresor, etc.

In der Mannschaftskabine wurde ein Actiontower gegen die Fahrtrichtung installiert. Hier werden die Funkgeräte, Gasspürgerät, Wärmebildkamera u. Adalithlampen für den ATS-Trupp leicht zugänglich gelagert. Ein Auszugstisch ermöglicht die Einsatzprotokollierung auch bei schlechtem Wetter. Wichtig war für die Kameraden die Möglichkeit noch mit dem Fahrer und Beifahrer sprechen zu können, daher wurde dieser in der Variante „halbhoch“ gewählt.

Atemschutz:

Für die Atemschutzträger wurden 2 Plätze gegen und 1 Platz in Fahrtrichtung geschaffen. Hier bildet sich ein sogenanntes Dreieck, was den Kameraden ermöglicht sich selbst zu kontrollieren und auszurüsten ohne den anderen „im Weg zu sein“.

Neben dem Atemschutzgerät in Fahrtrichtung, also im sog. Rucksack wurden relevante Geräte für den Lotsendienst wie z.B. Winkerkellen, Feuerwehrdreieck usw. verbaut. Die Kameraden verlassen das Fahrzeug voll ausgestattet für diesen Dienst.

Geräteräume:

Das Stichwort Technische Hilfeleistung (Retten u. Bergen) findet man im Geräteraum 1. Im unteren Bereich auf einem Drehfach ist das hydraulische Rettungsgerät SP53 der Marke Weber. Auf diesem Gerät wurden Glasmaster, Heberle u. Gurtenmesser gleich mitverbaut. Dahinter finden sich Rettungszylinder, Schwelleraufsatz, Bereitstellungsplane und das Unterbausystem Marke Stabpack.

Markanter Unterschied zu den alten Fahrzeugen ist, dass am Drehfach oben vorne nicht das Schanzwerkzeug verbaut wurde, sondern die Hebekissen. Die Armatur inkl. Druckluftflasche sind in einer tragbaren Box verbaut und ermöglichen dem Feuerwehrmann die Geräte leicht zu entnehmen. Die Überlegung war dabei alle relevanten Geräte für den technischen Einsatz im Geräteraum 1 zu verbauen. Im Inneren sind neben Hubzug und Erdanker auch die 4 Stück Radroller zum Umstellen von Fahrzeugen inkl. eines Wagenhebers verbaut. Des Weiteren wurde ein Abstützsystem der Marke Paratech gehaltert, welches zum Abstützen von Fahrzeugen und Stützen von Deckenelementen benutzt werden kann.
Neben dem Drehfach im oberen Bereich ist eine Elektrohaspel mit 30 Meter Kabel für eine Stromversorgung von 230 und 400 Volt im direkten Umfeld des Fahrzeuges, betrieben über das EPS10 (Electric Power System).

Dahinter sitzt eine Abroll-Haspel mit Druckluft. Hier kann man den Druckluftschlauch für den Betrieb der Hebekissen und des Paratech-Abstütz-System verwenden.

Daneben im Geräteraum 3 sind Geräte zu den Stichwörtern „Gefahrenstoffe u. Löschausrüstung“ gelagert. Neben der Normbeladung an B und C-Schläuchen sind in diesem Raum 3 Fächer mit je einem Schutzstufe 2 Anzug, Einwegkleidung, Stiefel u. Chemiehandschuhen. Somit hat jeder Atemschutzträger sein eigenes Fach, dass er zum Anziehen verwenden kann. Darüber findet man neben einem Leckabdichtset zwei Räummulden und eine Dekowanne der Marke Otter.

Der Geräteraum 5 ist auf die Stichwörter „Atemschutz und Löschangriff“ aufgebaut. Hier findet man im Tiefraum einen Verteilerschnellangriff. Weiters sind zwei Schlauchtragekörbe inkl. mobilem Rauchvorhang verbaut. Zusätzlich zur Normausrüstung wurde ein mobiler Wasserwerfer B verbaut.

Im Heck ist die Einbaupumpe NH30 (Daten 3000l/min bis 12Bar und 400l/min bis 40 Bar). Da sich bei der Feuerwehr Kremsmünster der Hochdruck-Schnellangriff bewährt hat, blieb man dabei und baute eine Schnellangriffshaspel mit 70 Meter Schlauch ein. Dahinter wurde der 100 Liter Schaummitteltank verbaut. Da es bei den Kremsmünsterer Firmen oft verschiedene Schaumvarianten für den Einsatzfall gibt und diese bei den Firmen gelagert sind, ist diese Lösung mehr als ausreichend. Aus diesem Grund wurde auch wieder das FIXMIX System mit einer Zumischrate von 0,5%, 1% und 3% eingebaut.

Im Tank werden 2000 Liter Wasser mitgeführt.

Unter der Einbaupumpe wurde die Abschleppstange montiert, was den Kameraden die Entnahme stark erleichtert (früher war diese am Dach).

Eine Verkehrsleiteinrichtung mit LED-Balken dient zur Unterstützung der Absicherung der Gefahrenstellen auf der Straße.

Blickt man aufs Dach findet man eine 3 teilige Schiebeleiter. Bisher war diese auf dem LFB-A2 verbaut, was nicht optimal war, da das Fahrzeug an der Wasserentnahmestelle stand und nicht am Brandobjekt.

Daneben wurde ein Wasserwerfer RM24 (liegend, 2400 Liter/Minute maximal) verbaut. Gerade dieser Wasserwerfer ist bei der Brandbekämpfung im Industriebereich entscheidend, da damit auch Schaum versprüht werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite eine Dachbox in der verschiedene Geräte wie zB Feuerpatschen, Ölbindemittel, Schlauchbrücken, A-Zumischer usw. gelagert werden. Ebenfalls in dieser Dachbox ist Rüstholz, dass in mehreren Paketen gelagert ist und den Feuerwehrkameraden die Entnahme und den Transport erleichtert.

Auf der Dachbox ist eine 4 teilige Steckleiter gehaltert. Diese kann verschiedenste Einsatzmöglichkeiten abdecken. Unter anderem wurde eine LKW-Plattform der Fa. Just, die mit den Steckleiternteilen verbunden werden kann, angeschafft. Der große Vorteil liegt dabei, dass die LKW-Plattform wenig Platz in Anspruch nimmt und individuell mit der Höhe angepasst werden kann.

Im hinteren Aufbaubereich ist ein pneumatisch ausfahrbarer Teleskoplichtmast, ausgestattet mit 8 x 42 Watt LED-Scheinwerfer versenkt im Dach eingebaut. Die Bedienung erfolgt am Pumpenbedienstand über das Display.

Auf der Beifahrerseite, im Geräteraum 2 findet man die Stichwörter „Arbeitswerkzeug und Beleuchtung“. Am Drehfach unten wurde ein Stromerzeuger RS14 (14 KVA) verbaut, welcher über die Pumpenbedienung steuerbar ist. Daneben im Tiefraum ist eine Tauchpumpe Nautilus UWP 8-1 (Durchfluss 1330 l/min) sowie eine Südbahnwinde mit 100kN (10 Tonnen) Hubkraft verbaut. Am Drehfach vorne findet man das Schanz- bzw. Kleinwerkzeug. Die Überlegung war dabei das Werkzeug auf der Fahrbahnabgewendeten Seite zu haben um die Kameraden nicht unnötig dem Verkehr auszusetzen. Am Drehfach hinten sind neben dem Explosionsgeschützten-Hochleistungslüfter, zwei Lichtfluter (1 Stück LED, 1 Stück Halogen). Dabei wurde darauf geachtet mind. einen Fluter noch mit Halogen-Einsatz zu nehmen, da dieser aufgrund der Wärmestrahlung zur Wärmung von verletzten Personen verwendet werden kann. Die Leitkegel und 2 Stück Euroblitz-Leuchten runden die Ausrüstung für die Absicherung ab. In der Mitte ist noch eine weitere Tauchpumpe Nautilus UWP 8-1 verbaut. Hier findet man auch die Rohrdichtkissen inkl. der Ölwehrgrundausrüstung.

Im Geräteraum 4 sind die Stichwörter „Löschangriff u. Elektrische Geräte“ verbaut. Hier findet man neben der Normbeladung von B- und C-Schläuchen sämtliche elektrisch betriebenen Geräte wie zB Hilti- Kombihammer und Schlagbohrmaschine, Trennschleifer Bosch, Säbelsäge Makita. Weiters wurde der Sanitäsrucksack ebenfalls gehaltert. Das Entnahmeteil für das EPS10 System ist hier ebenfalls fix verbaut und kann mit den Kabeltrommeln aus dem Geräteraum 2 betrieben werden.

Im Geräteraum 6 ist zu den Stichwörtern „Kleinlöschgeräte u. Hygiene“ das Equipment verbaut. Neben 2 Schaummittelkanistern im Tiefraum wurde darüber eine Hygienewand eingebaut. Diese ermöglicht den Kameraden sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Weiters ist hier eine Waschbürste verbaut. Daneben findet man einen Ausschub für 2 Stück Pulverlöscher, 1 Stück CO2 Löscher und einer Kübelspritze.

Stromversorgung:

EPS10:

Erstmalig wurde ein Einbaugenerator in einem Fahrzeug der FF Kremsmünster eingebaut. Das EPS 10 (Electric Power System 10kVA) ist ein stationär am Fahrzeug verbauter Stromgenerator. Dieser Generator wird über den Nebenantrieb des Fahrzeuges betrieben und ist somit sehr lärm arm. Im Geräteraum 1 wurde eine Abroll-Haspel mit 30 Meter Kabel verbaut, was einen Einsatz von Kabeltrommeln erspart. Im Geräteraum 4 ein fixverbautes Anschluss Panel verbaut. Somit kann an beiden Seiten das System gut genutzt werden.

Fazit:

Mit diesem Fahrzeug kann ein schnelles Eingreifen bei Einsätzen gewährleistet werden. Somit sollte ein Bewältigen der immer schwieriger werdenden Einsatzaufgaben gewährleistet werden. Wir möchten darauf hinweisen, dass es sich hier um kein Spielzeug für die Feuerwehr handelt sondern um ein Fahrzeug, dass dem Schutz der Bevölkerung dient und nach dem neuen Gefahren-, Abwehr- und Entwicklungsplan für das Gemeindegebiet in Kremsmünster gesetzlich vorgesehen ist.

Quelle: FF Kremsmünster, HBI Andreas Gegenleitner, BM Haider Georg

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