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Vergangene Woche konnte die Feuerwehr Himberg nach einer einjährigen Planungsphase, einer darauffolgenden europaweiten Ausschreibung und trotz Covid-19 Lockdown in einer 14 monatigen Bauzeit das neue Hilfeleistungsfahrzeug 3 mit Allrad, kurz HLFA3, übernehmen und in Dienst stellen. Das neue Einsatzfahrzeug dient primär als Ersatz des Schwerrüstfahrzeugs mit Ausrüstung für technische- und Schadstoff Einsätze. Nach einer genauen Bestbieterermittlung konnte der österreichische Feuerwehrfahrzeugaufbauer, die Firma Rosenbauer mit dem Hauptfirmensitz in Leonding bei Linz, als bester Anbieter ermittelt werden. Bereits 2012, bei dem Ersatz des alten Tanklöschfahrzeug gegen ein neues Hilfeleistungsfahrzeug 3 mit 4000 Liter Wasser- und 200 Liter Schaumtank, ging auch damals die Firma Rosenbauer als Bestbieter aus dem Ausschreibeverfahren hervor. Auf Grund des gleichen Aufbauers sind nun beide Haupteinsatzfahrzuge von der Bedienung nahezu gleich.
Am 06. August 2020 konnte das neue HLFA3 - Hilfeleistungsfahrzeug 3, nach einer Abnahme durch den niederösterreichischen Landesfeuerwehrverband, einer Abnahme der Projektgruppe der Feuerwehr Himberg und einer fahrzeugspezifischen Einschulung des Aufbauherstellers, seiner Bestimmung übergeben werden. In den letzten Tagen folgte dann auch eine intensive Einschulungsphase innerhalb der Feuerwehr Himberg, um eine schnelle Indienststellung für den Einsatzbetrieb zu realisieren.
Konzept der Neuanschaffung
Vom Konzept her soll das neue HLFA3 - Hilfeleistungsfahrzeug 3 wie sein Vorgänger, das Schwerrüstfahrzeug, der Hauptleistungsträger bei technische- und Schadstoff Einsätze bleiben. Nach den neuen niederösterreichischen Baurichtlinien für Feuerwehrfahrzeuge, sind keine reinen Rüstfahrzeuge mehr vorgesehen, daher wurde im Beladungskonzept auch Equipment für den Brandeinsatz vorgesehen. So wird das neue HLFA3 - Hilfeleistungsfahrzeug 3 als vielseitiger Allrounder der Feuerwehr Himberg als Erstangriffsfahrzeug zu Verfügung stehen.
Um von der Gewichtsbilanz möglichst viel technische Ausrüstung beladen zu können, wurde ein Wassertank mit einem Fassungsvolumen von 2100 Litern Löschwasser gewählt. Zusätzlich steht für den Löscheinsatz mit Schaum ein integriertes Schaumvormischsystem der Type FIXMIX zu Verfügung. Das in die Pumpe integrierte Schaumvormischsystem realisiert Zumischraten von 0,5 %, 1 %, 3 %.
Fahrzeug und Fahrgestell
Beim Fahrgestell des neuen Hilfeleistungsfahrzeug wurde auf Grund der Bauhöhe und ergonomischen Geräteentnahme ein 17 Tonnen Fahrgestell der Marke MERCEDES-BENZ ATEGO 1730 AF mit einem Radstand von 4160mm gewählt. Der Antrieb des Fahrzeugs erfolgt über einen Dieselmotor mit Direkteinspritzung und einer Leistung von 220 kW (300 PS) sowie einem vollautomatischen 5-Gang Wandlergetriebe der Marke Allison mit Retarder.
Technische Daten Fahrgestell
Fahrgestellmarke: MERCEDES-BENZ ATEGO AF
Fahrgestelltype: 1730
Antriebsart: Allradantrieb 4X4
techn. Radstand: 4160 mm
Gesamtgewicht: 16800 kg (zul.)
Arbeitsverfahren: Dieselmotor mit Direkteinspritzung
Kühlsystem: Wasser
Gesamthubraum. 7698 cm³
Leistung: 220 kW / 300 PS
Max. Drehmoment: 1200 Nm bei 1200-1600 U / min
Abgasnorm: Euro 6
Pumpe
Die Feuerlöschpumpe des Fahrzeuges ist eine Normaldruck Wasserkreiselpumpe der Type Rosenbauer NH35 mit einer Nennleistung von 3500l/min. Durch die Kombination des Antriebs und der Pumpe ist auch ein "Pump and Roll" Betrieb möglich. So kann das Fahrzeug während die Pumpe in Betrieb ist, bewegt und gleichzeitig Duckabgänge zum Löschen benutzt werden. Dies findet bei der Brandbekämpfung von Flurbränden sowie Fahrbahnreinungngen über den Frontwasserabgang Verwendung. Die Bedienung dieses Frontwasserabgang ist auch direkt über das Fahrerbedienfeld möglich. Neben dem Frontwasserabgang sind auf den beiden Fahrzeugseiten je ein B und ein C Abgang, sowie Heckseitig eine Niederdruck Schnellangriffseinrichtung mit einem formstabilen 40m C Schlauch zur Brandbekämpfung für örtlich überschaubare Kleinbrände verbaut.
Fahrzeug Elektrik und Beleuchtung
Die Hauptsteuerung des Fahrzeuges und der Pumpe erfolgt über ein zentrales CAN-BUS System (Controller Area Network, einem asynchronen, seriellen Bussystem) mit Bedieneinheiten neben dem Fahrersitz und heckseitig bei dem Pumpenbedienstand. Innovativ ist das Beleuchtungssystem des Fahrzeuges, welches mit energiesparenden LED-Beleuchtungskörpern ausgeführt ist. Diese werden mit der 24V Fahrzeugspannung betrieben und können daher jederzeit ohne Drehstromgenerator in Betrieb genommen werden. Unterboden-, Innenraum-, Umfledbeleuchtung, Lichtmast, Blaulichter und Fahrzeugleuchten sind als LED Beleuchtung ausgeführt. Aber auch die mobilen Lichtstative und mobilen Warnblickleichten sind in mit LED Technologien ausgestattet, dass einerseits eine kabelloses Arbeiten mit Akku und andererseits bei länger andauernden Einsätzen kabelgebunden mit 230V möglich ist.
Technische Equipment/ Ausrüstung
Bei dem neuen Ausrüstungskonzept des Hilfeleistungsfahrzeug wurde neben einer detaillierten Risikoanalyse des aktuellen und zukünftig zu erwartenden Einsatzaufkommens, sowie eine Evaluierung der vorhandenen Ausrüstung in den eigenen Reihen, als auch in den benachbarten Feuerwehren durchgeführt. Zum Beispiel wurde für kritische Menschenrettungen bei Bränden wegen der ersatzlos gestrichenen Drehleiter der benachbarten Feuerwehr Maria Lanzendorf ein Sprungretter aufgerüstet. Aber auch das effiziente Arbeiten als Erstangriffsfahrzeug bei einer geschwächten Tageseinsatzbereitschaft war ein wichtiger Betrachtungspunkt der Beladung des Einsatzfahrzeuges.
Um die knapp 6000 Einzelteile der Ausrüstung auch schnell finden zu können, hat das Projektteam daher sieben Hauptthemen der Beladung in den Geräteräumen definiert:
Geräteraum 1: Werkzeug, Trennen und Schneiden
Geräteraum 2: Verkehrsunfall und Heben
Geräteraum 3: Höhen- Tiefenrettung und Lüfter
Geräteraum 4: Schadstoffausrüstung
Geräteraum 5: Wasserführendearmaturen
Geräteraum 6: Schaumarmaturen und Personenschutz
Mannschaftsraum: Atemschutz, Türöffnung und Messtechnik
Ausrüstunghighlights
- 3 umuftunabhängige Pressluftatmer (300 bar)
- Wärmebildkamera
- Multigasdetektor
- CO Warner
- Fernthermometer
- erweitere Erste-Hilfe Ausrüstung mit Defibrilator
- Akkuhochleistungslüfter mit Leichtschaumaufsatz
- Rauchschutzvorhang
- 5 Hohlstrahlrohre
- Hydroschild
- 2 Schaumrohre
- 3 Unterwasserpumpen
- 7kva Einbaustromgenerator
- 3 Stk. Chemieschutzanzüge (Schutzstufe 2)
- umluftabhängige Schutzfiltermasken
- Türöffnungsequipment
- Elektro Werkzeug
- Druckluftwerkzeug
- Motortrennschleifer
- 2 Motorkettensäge
- 1 Rettungskettensäge
- Korbschleiftrage
- 2 Ausrüstungssätze Höhenrettung
- Abseilgerät Rollgliss
- Notrettungsset
- Kanalabdichtungen
- 15l, 50l, 200l und 1600l Auffangbehälter
- Auffangtrichter
- Leckdichtlanze
- Leckdichtkissen
- Doppelmembranpumpe
- Fasspumpe
- 3 teilige Schiebeleiter
- Steckleiter
- Strickleiter
- Hakenleiter
- Kombileiter
- Wasserwerfer
- Decken- und Künettensteher
- uvm.
Quelle: FF Himberg, SB Manuel Ben-Mohamed