Knapp 1 Woche nach der Katastrophe in St. Lorenzen - aus Sicht der FW

Gestern (Mittwoch) Abend fand in den Räumlichkeiten des Bezirksfeuerwehrverbandes Liezen eine Lagebesprechung zum Katastropheneinsatz in St. Lorenzen des Bezirksfeuerwehrausschusses statt, um die bisherigen Entscheidungen zu evaluieren und zu diskutieren, v.a. aber um alle Abschnittskommandanten auf aktuellen Stand zu bringen. Bei dem Einsatz waren der Großteil der Abschnittskommandanten ja bereits intensiv eingesetzt, sowohl in der behördlichen Einsatzleitung, als auch zur Unterstützung am Florian Liezen.

Mit dabei war auch Einsatzleiter HBI Walter Danklmeier, bei dessen Ausführungen wohl jeder im Raum pure Gänsehaut bekam. "St. Lorenzen ist mit zwei dunkelblauen Augen davongekommen", so begann sein Resümee über die Schadenslage. Bereits in der Nacht von 20. auf 21. Juli stand er mit seinen Feuerwehrkameraden bis 2 Uhr Nachts im Lorenzertal im Einsatz, um Hänge zu beobachten und Verklausungen zu beseitigen. Als letzte Maßnahme wurde im Beisein von Bürgermeister und Abschnittskommandant noch ein Bagger organisiert, ehe sie das Tal gegen halb-5 Uhr früh wieder verlassen haben - zum Glück.

"Ich war gerade eine halbe Stunde daheim, da läutete das Telefon. Jemand berichtete, dass der Bach ganz anders sei als sonst" berichtete HBI Danklmeier. "Zu dem Zeitpunkt stand ich gerade auf meinem Balkon, es war etwa 5 Uhr. Als ich das Telefongespräch beendete war es plötzlich gespenstisch still. Dann schaute ich nach links und ich sah die Flutwelle, die sich mit riesigen Bäumen und gewaltigem Getöse auf die Ortschaft zubewegte. Es bildete sich eine gewaltige Verklausung bei der Brücke, nur 20 Meter vor meinem Haus, schließlich hielt diese dem Druck nicht mehr stand und die ganzen Massen schossen in Form einer ca. 7 bis 8 Meter hohen Flutwelle links und rechts der Brücke durch die Ortschaft. Ich konnte zuschauen, wie es meine neue Garage samt fast neuem Auto niedergerissen hat. Als erste "wichtigste" Angriffsfläche diente das große Anwesen eines Kameraden, das Wirtschaftsgebäude mit Garagen etc, alles erst neu ausgebaut wurde in Sekundenbruchteilen niedergemäht. Wäre das Anwesen hier nicht gestanden und hätte somit der Flutwelle nicht einen großen Teil der Wucht genommen, würden die Wohnhäuser darunter nicht mehr stehen und wir hätten mit Sicherheit auch Tote zu beklagen."

Sofort alarmierte er die Bezirksfeuerwehrzentrale und machte sich auf den Weg, um das Schadensausmaß in den Siedlungsräumen zu erkunden."Wie durch ein Wunder blieben diese verschont" erinnert er sich. Umgehend gab er dann Abschnittsalarm für alle 14 Feuerwehren des Paltentals. Seine eigene Feuerwehr konnte nicht in den Einsatz gehen. Zum einen waren die Verkehrswege versperrt, zum anderen war die eigene Mannschaft, 9 Mann davon massivst, selbst betroffen. "Ich machte mich auf den Weg, um die Siedlungsräume zu erkunden, wie durch ein Glück blieben diese unversehrt" erinnert sich Walter Danklmeier weiter..

Brandrat Heinz Hartl richtet seinen Dank natürlich an alle Kameraden, die unermüdlich im Einsatz standen und stehen, bedankt sich aber auch bei allen anderen Einsatzorganisationen für die gute Zusammenarbeit und insbesondere bei den Firmen, die ihre Mitarbeiter für den Feuerwehreinsatz dienstfrei stellen, teilweise sogar, ohne dafür Urlaub konsumieren zu müssen (z.B. Maco Trieben, Veitsch-Radex, RHI Rottenmann) oder Versorgern wie Spar, Billa, Schrottshamer, Coca Cola, etc., welche unentgeltlich Verpflegung für die Einsatzkräfte und Betroffenen zur Verfügung stellen.

Auch der Landesfeuerwehrverband hat spontan aus dem Hilfsschaft zweier besonders betroffenen Kameraden aus St. Lorenzen mit einer Soforthilfe unter die Arme gegriffen. "Diese Welle der Unterstützung von außen ist hochmotivierend für uns, weiterzumachen" so HBI Danklmeier "in St. Lorenzen denkt momentan kein einziger ans Wegziehen, wir alle halten zusammen". Ein Kamerad habe sogar ausdrücklich seine Hochzeit am 11. August extra nicht verschoben, nun soll sogar ein Dorffest daraus werden. "Wir haben bereits einen Stand bei den Aufräumarbeiten erreicht, den ich mir anfangs nur bis 2014 erwartet hätte, jetzt sind wir teilweise schon bei Reinigungsarbeiten von Außenanlagen". Schnell voran gehe der Ausbau des Baches, in dem permanent 6-7 Bagger stünden um die Wohnbereiche mit Steinmauern zu versehen.

Bewährt hat sich im Katastropheneinsatz auch das Wechsellader-Fahrzeug aus Gröbming (Ein Stützpunktfahrzeug des LFV Steiermark), mit dem die tausenden Sandsäcke transportiert wurden oder beispielsweise auch die Autowracks aus dem Ortsgebiet abtransportiert wurden. "Für mich eine der wertvollsten Investitionen, die in der letzten Zeit getätigt wurden, auch die bedienende Mannschaft ist höchst motiviert und professionell" sagt HBI Danklmeier. Bewährt habe sich auch das eingespielte System mit den 3 Leitstellen (Florian Liezen / Einsatzleitung Paltental im Rüsthaus der BtF Veitsch-Radex (Kräfteaufnahme- und Einteilung im Bereitschaftsraum) / Einsatzleitung beim Rüsthaus in St. Lorenzen). Er gratulierte aber auch BR Hartl, ABI Haberl und BI Schröck (Florian-Dienststellenleiter) für deren professionelle und unermüdliche Einsatzleitung.

Unisono bemerkten die einsatzleitenden Offiziere die perfekte und harmonische Zusammenarbeit mit Bundesheer, Rotem Kreuz, Bergrettung, Wildbach- und Lawinenverbauung und den Behörden mit all den Geologen, Experten und Sachverständigen. "Bewundernswert und bei diesem Einsatz nicht wegzudenken war die Leistung der Aigner Bundesheer Piloten". HBI Danklmeier: "Die sind auf kleinsten Flecken gelandet, da würde unsereiner nichteinmal wagen, mit dem Auto umzudrehen." Ohne diese Unterstützung bei Suchaktionen und der Aufklärung wäre der Einsatz in dieser Professionalität nicht abwickelbar gewesen. Auch was die jungen Rekruten geleistet haben, sei übermenschlich. "Sie haben von Früh bis Abend die Keller freigeschaufelt, teilweise bis zum Gürtel im Schlamm, ohne sich etwas anmerken zu lassen, und sind Abends fertig in ihre Betten gefallen".

ABI Franz Haberl, Abschnittskommandant des Paltentales, schilderte die dramatische Chronik des letzten Monats: von der Zugsentgleisung in St. Lorenzen mit der Evakuierung von 200-300 Personen, den "Supergau" (Unwetterkatastrophe in) Treglwang (140 l/m² in 4 Stunden) bis jetzt zur Katastrophe in St. Lorenzen. Er habe aber auch enorme positive Eindrücke gewonenn, etwa haben sich in Trieben Zivilisten aus der Bevölkerung spontan angeboten, zu helfen "die haben dann gleich 6 LKW Fuhren = 70 Tonnen Sandsäcke gefüllt, großartig".

Zur Statistik:

von 21. bis 25. Juli haben 104 Feuerwehren mit 789 Mann und 130 Fahrzeugen etwa 50.000 Mannstunden abgearbeitet.
Bereits in den ersten 3 Tagen wurden lt. LFV Steiermark ca. 9.000 m³ Schutt aus dem Ortsgebiet abtransportiert, wie auch rund 2.000 rm Holz.

BR Heinz Hartl zeigt sich "dankbar und stolz, mit eigenen Kräften diese Arbeitsleistung bedecken zu können", was auch nur mit dem engmaschigen System mit all den kleinen Feuerwehren schaffbar ist. "Als wir Abschnittsalarm gegeben haben, standen binnen 10 Minuten über 200 Frauen und Männer im Einsatz - das schafft nur die Feuerwehr mit ihrem Freiwilligensystem. Durch die rasche und personell starke Präsenz waren wir auch in der Lage, in erster Stunde der Bevölkerung Sicherheit zu vermitteln und so beruhigend auf die vielen unter Schock stehenden Menschen einzuwirken."

Eine Sicherheitspräsenz, die auch heute - Donnerstag Nachmittag - wieder ihre Wirkung zeigte, als es galt, die Bevölkerung von St. Lorenzen nach einem Zvilschutzalarm zu beruhigen - durch Menschen unserer Feuerwehren!

Quelle: BFV Liezen / Schlüßlmayr

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