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Am Sonntag, den 11. Juni 2023 um kurz vor 10:00 Uhr brach ein Brand in der Lagerhalle eines Industriebetriebes in Villach-Seebach aus. Der erste Notruf in der Feuerwehrleitstelle Villach, ein Nachbar des Industriegeländes, meldete bereits den Vollbrand der Lagerhalle in der Emil-von-Behring-Straße. Zu diesem Zeitpunkt war die Rauchsäule bereits weit über Villach sichtbar. Mit der Alarmstufe B5 - Brand Lagerhalle, wurden die ersten Feuerwehren alarmiert und die örtlich zuständige Hauptfeuerwache Villach, FF Vassach, FF St. Magdalen und FF Perau in Marsch gesetzt.
Bei Eintreffen der ersten Kräfte bestätigte der Vollbrand im Ausmaß von 20 x 50 m. Dichte Rauchschwaden und meterhohe Flammen schlugen aus dem Gebäude im eng verbauten Industriegebiet. Nach kurzer Erkundung der ersten Führungskräfte vor Ort und Lageeinweisung durch den Hallenbesitzer wurde die Alarmstufe dann weiter nach und nach erhöht, bis schließlich die höchste Alarmstufe im Leitstellenverbund „B9“ ausgelöst wurde und dafür insgesamt 20 Feuerwehen aus Villach Stadt und Villach Land alarmiert waren.
Durch den Einsatzleiter BM Stefan Regenfelder und der sofort eingerichteten Führungsunterstützung mit BI Erich Wagner wurde der Einsatz von Beginn an strukturiert aufgebaut und versucht, die anrückenden Feuerwehren in koordinierte Abschnitte einzuteilen.
Um dem Vollbrand „Herr zu werden“ und das Übergreifen der Flammen auf die umliegenden, direkt angebauten Büro- und Werkstättengebäude sowie einer weiteren Lagerhalle zu verhindern, wurde unverzüglich mit einem umfassenden Innen- und Außenangriff unter Atemschutz und über Hubrettungsgeräten in allen vier Himmelsrichtungen begonnen. Die Löschwasserversorgung wurde anfangs durch Tanklöschfahrzeuge der alarmierten Feuerwehren und in weiterer Folge im Pendelbetrieb zwischen dem Feuerwehrzentrum und der Einsatzstelle sichergestellt.
Aus einsatztaktischen Gründen und aufgrund der Größe des Brandes wurde der Einsatz in Einsatzabschnitte aufgeteilt und mit zugewiesenen Führungskräften aus der eigenen Feuerwehr besetzt.
Abschnitt „Wasser“
Unter der Leitung von BI Jürgen Gausterer wurde mit Kräften der Feuerwehren Landskron, St. Magdalen, Vassach und Wernberg die Wasserversorgung aus der nur rund 300m entfernten Drau, auf direktem Weg und über mehrere benachbarte Gartengrundstücke, sichergestellt. Dabei wurde mit vier Tragkraftspritzen eine A-Leitung unseres Schlauchanhängers bis zum ersten Tanklöschfahrzeug, Tank 3 mit 6500 Liter Wassertankvolumen, gespeist. Von diesem Puffer aus wurde die Verteilung an der Einsatzstelle zu den unterschiedlichen Abschnitten und Hubrettungsgeräten vorgenommen. Für die Dauer des Einsatzes wurde die St. Magdalenerstraße über mehrere Stunden für den gesamten Verkehr gesperrt. Die Sperre und Umleitung wurde von der Polizei durchgeführt.
Ebenso wurde der Bereitschaftsdienst vom Wasserwerk Villach bereits in der Anfangsphase verständigt und an die Einsatzörtlichkeit beordert. Mit ihrer Expertise rund um das Wassernetz konnten sie dabei wertvolle Hinweise für die weiteren Löschwasserversorgung geben. Die Protokolle zeigen dabei Spitzen der Wasserentnahme von 63 Liter pro Sekunde aus dem umliegenden Hydrantennetz.
Abschnitt "West"
Die Abschnittsleitung wurde von BM Martin Tapeiner geführt. Zugeteilt in diesem Abschnitt waren die Feuerwehren Vassach, Drobollach, Pogöriach, Wernberg und der Tank sowie der Hubsteiger Velden. Hier galt es das Übergreifen auf das angebaute Carport zu verhindern, unter dem weitere Fahrzeuge geparkt waren. Mit der TMB Velden wurde die Riegelstellung über den Wasserwerfer sichergestellt, während mehrere Atemschutztrupps mit C-Rohren am Dach die Löschmaßnahmen unterstützten. Mit Rettungssägen und unter Atemschutz musste in weitere Folge die gesamte westliche Dachhaut über die Länge von 50 m geöffnet werden um sicherzustellen, dass auch hier alle Glutnester erreicht werden.
Abschnitt "Mitte"
BI Christian Sumper trug die Verantwortung für den Abschnitt „Mitte“, später wurde er dabei von einem zusätzlichen Gruppenkommandanten unterstützt. Hier wurden Kräfte der Hauptfeuerwache Villach (Tank 1, Tank 2 und DLK) sowie die Feuerwehren Perau, Faak, Sattendorf und Gödersdorf zur Brandbekämpfung eingesetzt.
Große Herausforderung in diesem Abschnitt war eine nur 8m breite Durchfahrt zu einer angrenzenden Lagerhalle mit vollflächiger PV-Anlage am Dach sowie gelagertem Hydrauliköl. Durch die beengten Platzverhältnisse zwischen den Hallen und der Wärmestrahlung war ein Vordringen nur erschwert möglich. Mit mehreren Löschleitungen und der DLK Villach wurde in diesem Bereich die Brandbekämpfung aufgenommen. Einsatztaktisch wertvolle Unterstützung leistet dabei das LUF Gödersdorf (Löschunterstützungsfahrzeug), welches speziell für Tunnel und Tiefgaragenbrände aber auch, wie in diesem Fall, bei beengte Platzverhältnisse eines Lagerhallenbrandes zum Löschen eingesetzt werden kann.
Für die weiteren punktuellen Löscharbeiten stelle das eingestürzte Blechdach ein Hindernis dar, welches mit Unterstützung eines Kranfahrzeuges der Fa. Grollitsch entfernt wurde. Die Dachelemente wurden in weiterer Folge mit Unterstützung vom Telelader der HFW in Container verladen. Somit war der Zugang zu Teilbereichen der Halle möglich um gezielt die Nachlöscharbeiten fortführen zu können.
Abschnitt "Süd"
Unter dem Kommando von BM Christian Dienesch wurden Tank 3 und Hubsteiger der Hauptfeuerwache Villach sowie die Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren Treffen, Velden und Judendorf koordiniert. Im südlichen direkt angrenzenden zweigeschossigen Werkstättenkomplex wurde mit mehreren Atemschutztrupps im Innenangriff das Übergreifen der Flammen verhindert. Im Dachboden wurden dafür über die gesamte Einsatzdauer die Bereiche gekühlt sowie mit Wärmebildkamera kontrolliert und überwacht. Mit dem Wasserwerfer des Hubsteigers Villach wurde von der südlichen Seite aus die Riegelstellung des Gebäudeteils sichergestellt und mit 2500l/min ein maßgeblicher Beitrag zum Löscherfolg geliefert.
Atemschutz, Versorgung und Rettungsdienst
Der Atemschutzsammelplatz und die Koordinierung sämtlicher Atemschutztrupps wurde auf einem nahegelegenen Betriebsgelände aufgebaut. Insgesamt waren für den Einsatz 24 Atemschutztrupps erforderlich, die teilweise mehrfach in den Einsatz geschickt wurden. 126 Atemschutzflaschen wurden während des Einsatzes vor Ort mit dem Atemschutzfahrzeug und im Pendelbetrieb mit MTF’s in der Atemschutzwerkstätte im Feuerwehrzentrum gefüllt.
Zum Schutz der Einsatzkräfte wurde ebenfalls der Samariterbund mit mehreren RTW’s und einem Einsatzleiter sowie das Rote Kreuz mit einem Notarztfahrzeug, einem Rettungsfahrzeug sowie einem Einsatzleiter an die Einsatzstelle beordert. Sie führten die Versorgung der leichtverletzten Einsatzkräften durch, welche sich zum Glück auf eine Schnittverletzung, Kreislaufprobleme und Reibblasen beschränkten.
Zur Versorgung der Einsatzkräfte wurde auch von Beginn an unsere S4 Einheit aktiviert. Durch sie wurden Getränke und Semmeln organisiert und an die Einsatzstelle geliefert. Ein großes Dankeschön gilt auch der Bäckerei Kandof aus Hermagor, welche ebenfalls aus Eigeninitiative Verpflegung für die Kameradinnen und Kameraden an der Einsatzstelle zur Verfügung stellten.
BFK, Bürgermeister und Feuerwehrreferent an der Einsatzstelle
Von Beginn der Einsatztätigkeiten war auch Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Patick Unterrieder und in weiterer Folge Bürgermeister Günther Albel sowie Stadtrat und Feuerwehrreferent Harald Sobe an der Einsatzstelle. Sie wurden kontinuierlich durch den Einsatzleiter über die laufenden Einsatzmaßnahmen informiert und konnten sich vor Ort selbst ein Bild über den Einsatzfortschritt machen.
Gegen 14:00 Uhr wurde „Brand unter Kontrolle“ gemeldet, wodurch große Teile der Feuerwehren wieder abrücken konnten. Von diesem Zeitpunkt an beschränkten sich die weiteren Tätigkeiten auf das Abtragen es Daches sowie das Ablöschen der noch offenen Glutnester im Inneren der Halle. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch die Zubringleitung aus der Dau abgebaut und die Wasserversorgung über das örtliche Hydrantennetz sichergestellt.
Die letzten Einsatzkräfte unserer Wache rückten gegen 19.00 Uhr, also 9 Stunden nach der Alarmierung, ins Feuerwehrzentrum ein und konnten nach der Reinigung der Gerätschaften die Einsatzbereitschaft herstellen. Für die Dauer des Einsatzes und für weitere Folgeeinsätze im Stadtgebiet (Tier in Notlage und Kraftstoffaustritt) waren die Feuerwehr Fellach, Göderdorf und Pogöriach abwechselnd im Feuerwehrzentrum stationiert.
Leitstelle Villach
Eine sehr professionelle Arbeit leitsteten im Hintergrund auch die Disponenten der Leitstelle Villach. Sie führten routiniert die Alarmierung der Feuerwehren durch und waren für die Führungsunterstützung einsatzbegleitend für alle Belange zur Verfügung. So wurden im Hintergrund die entsprechenden Stellen im Magistrat Villach verständigt und informiert, damit notwendige Entscheidungen und Maßnahmen für den weiteren Einsatz möglichst zeitnah getroffen werden konnten.
Brandwache
Die Brandwache wurde mit einer Tankwagenbesatzung unserer Wache im 2-Schicht Betrieb bis zum Morgen des nächsten Tages durchgeführt. Auch hier wurden bei der Kontrolle mittels Wärmebildkamera nochmals zwei aufflammende Glutnester entdeckt und abgelöscht.
Zusammenfassung
Insgesamt waren 270 Einsatzkräfte von 20 Feuerwehren, dem Samariterbund, dem Roten Kreuz, der Polizei sowie den Magistratsabteilungen Wasserwerk und Bau & Feuerpolizei im Einsatz.
Die Hauptfeuerwache Villach möchte sich an dieser Stelle bei allen eingesetzten Einsatzkräften für die effiziente, schnelle und vor allem professionelle Zusammenarbeit bedanken. Hand-in-Hand konnte so deutlich Schlimmeres verhindert werden!
Danke an die Freiwilligen Feuerwehren aus den Bezirken Villach-Stadt und Villach-Land:
- BFK Villach
- FF Drobollach
- FF Faak
- FF Fellach
- FF Gödersdorf
- FF Judendorf
- FF Landskron
- FF Perau
- FF Pogöriach
- FF Sattendorf
- FF St. Magdalen
- FF St. Ruprecht
- FF St. Ulrich
- FF Treffen am Ossiachersee
- FF Vassach
- FF Velden am Wörthersee
- FF Völkendorf
- FF Wernberg
- FF Wollanig
- FF Zauchen
Weitere Blaulichtorganisationen
Polizei Villach
Rotes Kreuz Villach
Samariterbund Villach
Abteilungen aus dem Magistrat Villach:
Wasserwerk
Abteilung Bau und Feuerpolizei
Private Unternehmen
Fa. Grollitsch
Quelle: ÖA Team HFW Villach